Für den Freitag hatten sich unsere beiden Organisatoren, Gerhard und Günter, etwas Besonderes ausgedacht.

Pünktlich um kurz vor 09.00 Uhr fuhr ein Oldtimerbus Kässbohrer SETRA S 6, Baujahr 1959/1960, angetrieben durch einen Henschel Motor mit 85 PS, in der Farbkombination creme/rot, vor.

 

Der Aufforderung „Bitte einsteigen“ folgten wir und wurden im Bus, auf nicht direktem Weg nach Bernkastel-Kues, Adolf-Kolping-Straße, zum dortigen Museum Zylinderhaus, durch eine wunderbare Weingegend bei schönstem Wetter, chauffiert.

 

„Herein spaziert“ - Das Museumsgebäude mit seiner verklinkerten Fassade gleicht einem alten Getreidespeicher und versetzt die Besucher im Innern in die „guten alten Zeiten“.

Das Oldtimer-Museum bietet die Gelegenheit durch authentische Straßen zu schlendern, vorbei an der kleinen Dorfapotheke, dem Konsum, dem Tante Emma Laden um die Ecke, dem Zeitungskiosk und der ARAL-Tankstelle. Stimmungsvoll inszeniert lassen sich hochwertige Fabrikate der deutschen Automobilgeschichte, über drei Stockwerke verteilt, bestaunen. Es handelt sich unter anderem um die Marken: Adler, Borgward, Hansa, Goliath, Wanderer, Horch, DKW, Audi, NSU, Lloyd, BMW, Mercedes, Bitter, Opel.

 

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren die mehrfach vorhandenen „Alten Fernsehgeräte“, die dem Besucher die Nachrichten der damaligen Zeit, den 7. Sinn oder die Werbung für die neuesten Produkte, und anderes, präsentierten.

So manch einer von uns stand schmunzelnd vor einem Fernsehapparat, Röhrenfernseher, zum Teil schwarz/weiß, während der Film ablief und erinnerte sich wohl an die guten alten Zeiten.

 

Für Begeisterung bei den Besuchern sorgte auch das aufgestellte Orchestrion, das für kleines Entgelt aufspielte oder die kostenlos zu bedienenden Spielgeräte von damals - Flipperautomaten.

 

Ein Museumsshop sorgt für die passende Erinnerung an den Besuch eines Museums der besonderen Art. Das angenehm temperierte Museum beinhaltet so viele liebevolle kleine Details, daß es annähernd unmöglich ist, alles auf einmal zu erfassen.

 

Die Zeit verstrich mal wieder viel zu schnell und das Museum füllte sich mit zahlreichen weiteren Besuchern, was wir aber erst beim Verlassen so richtig wahrnahmen, denn der am Morgen leere Parkplatz war nun fast vollständig belegt.

 

Im Museums-Restaurant verweilten wir noch ein wenig und rundeten hier unseren Besuch schmackhaft ab.

 

Jetzt hieß es wieder „Bitte einsteigen“ und unser Chauffeur steuerte mit dem Oldtimerbus entlang der Mosel in das etwa 75 km entfernte Cochem.

 

Schon von weitem sieht man auf dem ca. 100 Meter hohen Burgberg mitten in der Stadt die Reichsburg Cochem. Sie wurde um 1000 erbaut und ist die wichtigste und attraktivste Sehenswürdigkeit der Stadt Cochem.

Die vielen gut erhaltenen Reste der historischen Stadtmauer mit ihren alten Befestigungswerken wie dem Enderttor-Turm mit Torwächterwohnung aus dem Jahre 1332, dem Wehrturm mit Balduinstor an der Kirchhofsmauer-Obergasse, dem Burgfrieden-Tor mit Wehrgang, dem Tummelchen und auch das 1739 im Barockstil erbaute Rathaus, der Marktplatz mit Martinsbrunnen und die alten, mit Moselschiefer gedeckten Fachwerk-Giebelhäuser in den engen bergigen Gassen, sind eine Zierde der Stadt.

 

Die historische Senfmühle in der Endertstraße, die Sesselbahn zum Pinner Kreuz oder das heutige Kulturzentrum der Stadt, ein im Jahre 1630 erbautes Kloster auf dem Klosterberg sind weitere Sehenswürdigkeiten.

 

Wie immer ist die Zeit nicht ausreichend, um mehrere Sehenswürdigkeiten zu bewundern und so heißt es nun schon wieder „Bitte einsteigen“, denn unser Oldtimerbus bringt uns zum Weingut Clemens in Ellenz-Poltersdorf.

Seit etwa 300 Jahren, nunmehr in fünfter Generation, widmen sich die Familien Clemens der Tradition in der Herstellung hochwertiger Weine aus den steilen Schieferweinbergen der Terrassenmosel.

 

Zunächst führte uns Andreas Clemens mit ausführlichen und informativen Erklärungen durch die Produktionsräume. Interessant war der Wandel des Verarbeitungsprozesses im Laufe der Generationen, dargestellt durch noch vorhandene uralte „Maschinen“.

 

Im alten Bruchsteinhaus am Moselufer kamen wir zum alten Lager, in dem sich zahlreiche Holzfässer, aus verschiedensten Holzarten hergestellt, aneinanderreihen. Die althergebrachte Weinbereitung wird stetig weiterentwickelt, sodaß die Weine sowohl im traditionellen Mosel-Fuderfaß (1000 l) als auch im temperaturgesteuerten Edelstahltank ausgebaut werden. Gut Ding will Weile haben. Die Vergärung erfolgt bei tiefen Temperaturen oft über mehrere Monate, was der Komplexität und Langlebigkeit der Weine zu Gute kommt.

 

Im weiteren Verlauf ging Herr Clemens auf die Anbaugebiete, die verschiedenen Schieferböden, den Wuchs und Ertrag ein. Wo man noch vor vier Jahrzehnten chemische Keulen ausbrachte, um den Boden unkrautfrei zu halten, setzt man heute auf ein vielfältiges Bodenleben, das sich selbst reguliert und ohne störende Bodenbearbeitung auskommt. Die Arbeit der Mikroorganismen kommt schließlich der Gesundheit der Reben und so der Weinqualität zugute. Auch unsere aktuellen klimatischen Herausforderungen werden zu Veränderungen führen.

 

Im Anschluß an die Theorie erfolgte die praktische Umsetzung in Form einer Weinprobe.

 

Zu vorgerückter Stunde hieß es dann ein letztes Mal „Bitte einsteigen“ und unser Chauffeur mit seinem Oldtimerbus Kässbohrer SETRA S 6 brachte uns wohlbehalten ins Hotel zurück.

Ein erlebnisreicher Tag mit hohen sommerlichen Temperaturen ging damit zu Ende.

 

 

Oldtimerfreunde Neckar-Alb-Schönbuch e.V. Reutlingen
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